Am 15. September 2021 sind Astrid, Paula, Malou, Jonas und Leni ausgereist, um ihren Freiwilligendienst zu beginnen. Leider mussten sie aufgrund der sicherheitspolitischen Lage in Kamerun bereits im Januar 2022 wieder zurückkehren
Eingesetzt waren die fünf in einem Krankenhaus (St. Thomas Hospital, Yaoundé) und einer Krankenstation, einer weiterführenden Schule (Collège Bonneau), einem Kindergarten sowie einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung (Foyer Père Monti).
Auf dieser Seite gibt es einige Eindrücke vom Einsatz der Freiwilligen.
Fotos und Berichte auch auf Instagram:
Bevor es mit dem Freiwilligendienst im Ausland losgehen kann, ist einiges an Vorbereitung notwendig. Bereits im Oktober 2020 hatten sich die Freiwilligen beworben und wurden für ihren Dienst ausgewählt.
Im Frühjahr 2021 hat das erste Kennenlernwochenende online stattgefunden, weitere online-Treffen und längeres Seminar folgten. Vom 02.- 04. September war schließlich das Ausreiseseminar in Fulda, das mit einem Gottesdienst mit Aussendung der Freiwilligen durch Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez sowie einer Feier mit Freunden und Familie abgeschlossen hat.
Neben den Seminaren und Treffen haben sich die Freiwilligen individuell auf ihre Ausreise vorbereitet, Sprachkenntnisse vertieft, sich um Visa und Impfungen gekümmert.
Am 15. September ging schließlich der Flug von Frankfurt nach Yaoundé. In Yaoundé wurden die Freiwilligen von Sr. Elise in Empfang genommen. In den darauffolgenden Orientierungstagen wurden die Freiwilligen auch in Ebolowa begrüßt und konnten einige Erkundungen machen.
Über die Arbeit im Kindergarten
Ich verstand mich von Anfang an super mit den Erzieherinnen. Patricia, Suzanne und Cati. Mit Cati sollte ich noch viele lange Gespräche führen und viel Spaß haben. Suzanne traf ich oft auf irgendwelchen Feiern oder in der Stadt. Ich kenne keinen Menschen, der mehr lacht, fröhlicher und liebevoller ist als sie. Jedes mal gab sie einem das Gefühl willkommen zu sein und richtig zu sein, genauso wie man ist. Die drei haben mich sofort in ihre kleine Gemeinschaft aufgenommen, waren sehr interessiert (auch Erziehungsmethoden aus Deutschland) und bis zum Ende habe ich Donnerstags und Freitags bei ihnen gearbeitet. Was mir auch sehr geholfen hat, war, dass sie viel erklärt haben, warum sie machen was sie machen und fragten mich vorher immer, ob ich auch mal eine Stunde alleine mit den Kindern sein könnte.
In den Pausen spielte ich sehr gerne mit den Kindern. Ich habe ihnen Schoko Sckoko lala und Ah Ramsamsam beigebracht. An Weihnachten nach der Kirche lief ein Kind auf mich zu und fragte mich, ob wir nicht bitte ganz kurz Schoko Schoko lala machen könnten. Das hat mein Herz erwärmt. Ich habe mich immer sehr wohl dort gefühlt. Leider habe ich auch gemerkt, dass mir das Unterrichten nicht so viel Spaß macht.
Auf der Krankenstation
Dafür hat sich aufgrund meiner Arbeit auf der Krankenstation mein Studiumswunsch nochmal geändert. Ich möchte jetzt Medizin studieren. Schon an den Wochenenden freute ich mich auf Montag, endlich wieder arbeiten. Meine Aufgaben wurden immer mehr und vielfältiger. Am Ende holte ich die benötigten Medikamente aus der Apotheke, suchte alle jeweils benötigten Medikamente und Materialien für die Spritzen oder Infusionen zusammen. Ich bereitete die Infusionen alleine vor, ich registrierte die Patienten im großen Buch, manchmal durfte ich sogar das Patientengespräch alleine beginnen und Temperatur, Gewicht und Blutdruck bestimmen, sowie das Carnet, das jeder Patient hat, beschriften und ausfüllen. Auch Aufgaben wie fegen, rumlaufen und Sachen holen, Bettlaken waschen und neubeziehen gehörten dazu.
Schon am Wochenende freute ich mich auf die Arbeit im Disponsaire. Ich mochte die Atmosphäre, dass mir immer alles genau erklärt wurde und verstand mich gut mit meinen Kollegen. Ganz abgesehen davon habe ich aber auch gemerkt, dass die Arbeit im Bereich Medizin mir sehr viel Spaß macht und die Zeit nur so verflogen ist, während ich gearbeitet habe.
Freizeit
Anfangs bin ich fast jeden Tag nach der Arbeit mit einigen Kindern und Jugendlichen auf dem Feld vor dem Kindergarten Fußball spielen gegangen. Manchmal haben wir einfach nur rumgealbert. Da habe ich auch Jessica kennengelernt. Sofort ist sie auf uns zu gegangen und hat mit uns geredet. Ich habe ihr ein klein wenig Deutsch beigebracht. Jessica habe ich dann ab und zu mal wieder gesehen. Richtig angefreundet haben wir uns ca. 3 Wochen vor unserer Abreise. Ab da habe ich fast jeden Tag etwas mit ihr gemacht. Ob Joggen, spazieren, Quatschen, auf dem Feld neben dem Disponsaire arbeiten gehen, heimlich Bier kaufen und trinken gehen, Gitarre spielen oder Tanzen. Wir haben uns wirklich gut verstanden und ich bereue es, nicht schon vorher mehr mit ihr gemacht zu haben. Wir haben uns bereits nach einigen Treffen sehr vertraut und viel geredet, die Chemie hat einfach gestimmt. Sie fehlt mir bereits sehr.
Meiner Meinung nach war einer der besten Ideen in Kamerun, in den Kirchenchor zu gehen. Die Mitglieder des Chores haben uns sofort mit offenen Armen empfangen. Anfangs habe ich zwar nicht so viel verstanden, die Sprachbarriere hat mich sehr gestört, nach einem Monat hatte sich aber auch dieses Problem gelegt. Hier im Chor haben wir die meisten Freunde gefunden. Oft sind nach den Chorproben noch Freunde mit zu uns gekommen und wir haben bis in die Nacht weiter gesungen, geredet oder gespielt. Nathan hat innerhalb eines Jahres Klavier gelernt. Inzwischen kann er nach Gehör das Lied spielen. Das hat mich inspiriert auch mal ein bisschen konsequenter Gitarre zu üben bzw. das nun in Deutschland zu tun.
Das war eine Sache, die der Chorpräsident am Ende mal in seiner Abschiedsrede gesagt hat. Was die Menschen in Deutschland ja für ein Glück haben jedes beliebige Instrument zu lernen. Natürlich ist das jetzt sehr pauschalisiert, auch in Deutschland herrscht Armut (eine Sache, die mir häufig aufgefallen ist in Kamerun: Eine Mehrheit der Kameruner geht davon aus, dass JEDER Deutsche unheimlich viel Geld hat und sich ohne Probleme alles leisten kann). Prinzipiell hat Pascal damit aber ein Geschenk angesprochen, welches ich nicht mehr wirklich wahrgenommen habe. In Deutschland haben die meisten Kinder mehrere Hobbys: Fußball, Tanzen, Handball, Hockey, Malkurs, Leichtathletik, jedes x-beliebige Instrument... im Verein unter professioneller Aufsicht. Das einzige, was ich in meiner Zeit in Kamerun gesehen habe war ein Fußball- und ein Basketballverein. Vermutlich wird es noch mehr geben und ich habe es nur nicht gesehen.
Trotzdem war es auffällig, dass keiner von meinen Bekannten in Irgendeinem Verein war. Schon gar nicht die Kinder. Die Kinder spielten alle zusammen am Nachmittag auf dem Gelände, schauten zu Hause Fernseher oder halfen im Haushalt. Nichts mit Ballett oder Fußball. Waren sie dadurch unglücklicher? Das kann ich natürlich nicht beantworten, aber aus meiner Beobachtung heraus würde ich so weit gehen zu sagen, dass sie sehr glücklich waren. Natürlich kann der äußere Schein trügen, aber die Nachmittage waren von einem ständigen leichten Geräuschpegel, geprägt von lachen und verspielten Schreien, begleitet. Eine Erzieherin bei mir im Kindergarten sagte einmal, dass die Kinder in Kamerun noch sehr glücklich seien, erst nach der weiterführenden Schule wird die oftmalige Aussichtslosigkeit deutlich. Zwei Freunde von uns hatten Agrarwirtschaft studiert und finden seit Jahren keinen Job. Als ich Mauger nach seinem Wunsch für 2022 fragte, antwortete er nur „eine Arbeit“. Selbst nach einem Studium stehen die Chancen auf Arbeit schlecht in Kamerun, das hörte ich von vielen Kamerunern, besonders wenn es um Kritik an der Politik oder viel mehr an Paul Biya ging. (Ausschnitte aus dem Abschlussbericht von Malou)
Das meiste habe ich von den Menschen gelernt, die ich in Kamerun kennen gelernt habe. Ob die Entschlossenheit von Soeur Yvette, die Bestimmtheit von Patricia bei ihrer Arbeit und dem was sie tut, die Selbstbestimmung und das „Für sich selbst einstehen“ von Cati in ihrer Ehe, die Fröhlich- und Herzlichkeit von Suzanne, die Kindlichkeit von Pascal und das Interesse an allen Menschen von Soeur Gabi. Die mütterliche Fürsorge für all ihre Schützlinge im Chor von Mama Cressance, die Hilfsbereitschaft von Dianne, die Zugewandtheit von Mauger, die Träume von Dominik, die Gewitztheit von Dr. Sr. Elise, das tiefe Vertrauen in Gott von Charles, das liebevolle Interesse von Grace nach jedem Arbeitstag, die Lernfreude von Nathan, die Stärke von Maika, die Fürsorge und das Interesse von Jessica, die Lebensfreude von Nasser, die Organisationsfähigkeit von Soeur Sylvie, die Energie von Delphin, die Freundlichkeit von Pere Simon und die Gastfreundschaft, Offenheit und Integrationsbemühungen von jeder einzelnen Person, die ich in Kamerun kennengelernt habe. Es sind Eigenschaften, die mich sehr beeindruckt haben und die ich lernen möchte, damit ich sie anderen geben kann, genauso wie es diese Menschen getan haben.
In den 4 Monaten habe ich viel gesehen, viel erlebt und bin durch Höhen und Tiefen gegangen, habe einige schwierige Situationen erlebt. Dadurch habe ich mich selbst nochmal anders wahr genommen. Ich habe gelernt mich selbst auf mich zu verlassen, nicht mehr auf andere. Ich habe gelernt mich anzupassen, das Beste aus einer Situation zu machen und Dinge zu akzeptieren, die mir vielleicht gegen den Strich gehen, ich aber auch nicht ändern kann. Ich habe gelernt Menschen nicht zu verurteilen auf Grund einer anderen Meinung, sondern den Willen entwickelt sie verstehen zu wollen. Ich habe gelernt durch- und auszuhalten, wenn es nicht so gut läuft und Kraft zu finden, wo ich vorher dachte, dass da keine ist. Ich weiß nicht, ob man von außen eine Veränderung merkt. Aber ich spüre sie.
Ich fühle mich reicher. Reicher um Freundschaften, Erfahrungen, Momente, Erinnerungen, Eigenschaften, Talenten und Mut. Und dafür bin ich so unendlich dankbar. Diesen Schatz kann mir niemand nehmen und ich werde gut auf ihn aufpassen.
(Ausschnitte aus dem Abschlussbericht von Malou)
Bistum Fulda
Freiwilliger Sozialer Dienst im Ausland
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
Telefon: 0661 / 87-428
Telefax: 0661 / 87-578
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Freiwilliger Sozialer Dienst im Ausland
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
© Bistum Fulda